Von kreischenden Fans und enttäuschten Prellballerinnen: Der Blog besucht die Website

| Erstellt von Linus Doufrain | Landesturnfest

Das Turnfest mit all seinen Facetten läuft nun seit mehreren Tagen, es ist also dringend Zeit für einen ehrlichen und humoristischen Stimmungsbericht. Mir wurde jedoch untersagt über das Wetter zu schreiben, deshalb lieber ein paar abwegige Vergleiche von unpassenden Dingen. Besser?

Fangen wir mal an mit dem Abendprogramm von Donnerstag, das nun sehr abwechslungsreich gestaltet war. Die Jugend konnte bei den Lochis schreien, kreischen, Selfies machen, Fotos schießen, hüpfen, springen und mitgrölen was das Zeug hielt. Manche Fans verharrten schon um fünf Uhr morgens vor dem Eingang, um ihren Idolen später ganz nahe zu sein. Schade, dass diese kurz vor der Show noch einen kleinen Ausflug auf den Festplatz zum Essen unternahmen, während ihre Anhängerinnen den Zuschauerraum füllten. Als vorurteilhafter Klischee-Leser könnte man meinen, dass das Konzert der Neuen Philharmonie Frankfurt den klassischen Gegenpol zu diesem hysterischen Teenie-Spektakel bildete, aber falsch gedacht! Zugegeben, der Altersdurchschnitt des philharmonisch-interessierten Publikums war sicherlich höher als das Alter von Heiko und Roman Lochmann zusammen. Aber das heißt noch lange nicht, dass nicht auch die ältere Generation feiern kann. Wer bei melodischen Klängen noch nicht den Hippie in sich wiederentdeckte (wie auch von Sänger Achim Dürr gefordert), den bewegte die Philharmonie mit ihrer Performance der größten Rocksongs aller Zeiten im Stile der guten alten Zeit dazu. Und siehe da: Handylichter schwenken durch die Nacht, neue Hüftgelenke hüpfen in der Luft und krächzige Stimmbänder jauchzen nicht mehr allzu gut erinnerte Songtexte. Nebenbei doch ein kleiner Exkurs zum Wetter: Anfänglicher Regen wich einem großen Regenbogen über der Starkenburg in Turnfestfarben. Toll, oder?

Im Rahmen des Abendprogramms entstand auch mein persönliches Lieblingszitat des Tages von einer Kollegin, die aber namentlich nicht genannt werden möchte. Auf die Frage, wie man die Lochis schreibt antwortete sie ganz keck: „So wie die Mehrzahl von Loch nur mit i.“ Wir fanden die Löcheris gut, ihr auch?

Damit wären wir schon beim Thema Farben. Hier fallen mir acht ältere Damen ein, die gestern mit uns, meiner Kollegin Svenja und mir, im letzten Bus von Heppenheim nach Bensheim saßen. Alle in gelben, signalfarbenen Regenjacken gekleidet. Sie waren bester und möglicherweise leicht alkoholisierter Laune und diskutierten ununterbrochen, ob sie nun ein Foto mit ihrem Lieblingsbusfahrer machen sollten oder er das sowieso ablehnen würde. Als die „Petze“ dann mit dem Verrat an die Ehemänner drohte, war der Spaß auch schon wieder vorbei – sehr zum Leidwesen von Svenja und mir, die wir dann köstlich amüsiert in unserem Nachtquartier, der Geschwister-Scholl-Schule, verschwanden.

Apropos Schule: Die Schulübernachtungen sind schon seit vielen Jahren fester Bestandteil des Turnfests und Möglichkeit der sozialen Begegnung, besonders in diesem Jahr. Zwar lassen die plattenbauähnlichen Containergebäude auf dem Gelände erst einmal nichts Gutes vermuten, doch wieder täuscht der erste Eindruck: Zwar fehlen im Gebäude jegliche Wasseranschlüsse und damit Waschbecken, Klos und Duschen, aber die gibt’s ja gegenüber in der Turnhalle. Dadurch ist man auch gezwungen regelmäßig über den Hof zu gehen und jeden Abend die Menschenmassen zu beobachten, die sich noch bis weit nach Mitternacht im Hof sitzend unterhalten und amüsieren. Wirft man dann noch schnell einen Blick in die Halle, zum Beispiel nach der Zahn- oder Körperreinigung, sieht man mit Sicherheit mindestens 20 pinkfarbene Helferlein, die fleißig Turngeräte auf-, um- oder abbauen.

Ich muss jetzt aber nochmal auf die kleinen Hofpartys zurückkommen: Nicht dass sie stören würden, im Gegenteil. Sogar unsere acht gelben Seniorinnen gönnten sich noch einen Wein und wurden immer blauer, leider ohne ihren Busfahrer – am nächsten Morgen saßen sie alle brav um Acht am Frühstückstisch. Wenn nachts um Halb Eins aber immer noch mehr Leute auf dem Hof sitzen als bei den Wettkämpfen im Zweier-Prellball mitspielen, dann ist das Zeichen dafür, dass es hier schon wirklich abgeht.

In diesem Zusammenhang vielleicht kurz zu meiner Kollegin Svenja. Mit Siegesambitionen war sie gestern ins Prellball-Turnier gestartet, um dann in der letzten Spielminute der Qualifikation fürs Halbfinale einen Drei-Punkte-Vorsprung zu verspielen. Ich habe ihr jedoch versprochen, (fast) nur Gutes über Zweier-Prellball zu berichten. Dann darf ich nämlich noch weiter Svenjas Spülhandtuch zum Abtrocknen des Geschirrs benutzen, das ich mir im Übrigen von meiner Kollegin Neele ausgeliehen habe. Bin ich der Einzige, der nicht an solche Sachen denkt? Aber ich muss sagen, dass es wirklich interessant und spannend zuging beim Prellball. Ich habe mich auch mal im Prellball ausprobiert und erstens die Schwierigkeit des Spiels festgestellt. Svenja würde sagen, ich habe eher meine eigene Unfähigkeit entdeckt, dabei hätte ich nahezu ein kleines (Spaß-) Turnier gewonnen. Außerdem hat man wirklich viel Spaß beim Spielen. Und nochmal für dich „Svenni“: Ein 5. Platz ist auch nur vier Plätze vom ersten entfernt (fast so wie Erster)! Also #BEHPPY19!